Gut besucht war der Vortrag des Motorsachverständigen Reinhold Ruhl
Werden Autos immer menschenähnlicher? So wie ein Arzt anhand eines Blutbildes viele Krankheiten im menschlichen Körper diagnostizieren kann, so können heutzutage Motorschäden und deren Ursachen aufgrund einer umfassenden Motorölanalyse aufgedeckt werden. Hierbei geht es häufig auch um rechtliche Fragen. Wer ist schuld an den oft kapitalen Motorschäden, die manchmal in die Zehntausende gehen können? Der Hersteller? Die Werkstatt? Der Kfz-Besitzer bzw. –fahrer?
Reinhold Ruhl beantwortete all diese Fragen in seinem Vortrag äußerst anschaulich und facettenreich. Im Rahmen einer professionell illustrierten Powerpoint-Präsentation wurden auch komplizierte technische Sachverhalte sehr verständlich dargeboten. Als Motorenexperte konnte Herr Ruhl somit hoch qualifizierten Fachleuten ebenso gerecht werden wie Nichttechnikern bzw. jungen Menschen, die erst seit kurzer Zeit dem Kfz-Gewerbe angehören.
Die ca. 100 Gäste waren zum größten Teil Schüler und Lehrer unserer Schule, aber ein Drittel der Zuhörer setzte sich aus „Profis“ mit jahrelanger Berufserfahrung zusammen, also gestandenen Kfz-Mechatronikern, Kfz-Meistern und Geschäftsführern bekannter Kfz-Betriebe aus dem Raum Gießen. Bemerkenswert: Fast alle diese Fachleute waren ehemalige Schüler unserer Schule.
Vor allem bei den jungen Zuhörern stieß ein Thema des Vortrags auf besonders hohes Interesse: Schäden, die aufgrund von Motortuning bzw. Chiptuning entstehen können.
Auch hier wieder die Ähnlichkeit zum Menschen: Motortuning beim Kraftfahrzeug ist wie Doping beim Sportler.
Eine kurzzeitige bzw. über einen mittleren Zeitraum vorhandene Leistungssteigerung kann langfristig verheerende Folgen haben – für den Menschen (dauerhafte gesundheitliche Schäden) wie für den Motor (vorzeitiger Verschleiß bzw. ein kapitaler Motortotalausfall).
Für Motorsachverständige wie Herrn Ruhl ist es kein Problem, ein über einen gewissen Zeitraum vorgenommenes Chiptuning an einem Motor nachzuweisen. Dazu muss der Motor noch nicht einmal zerlegt werden, um Spuren erhöhter Beanspruchung zu erkennen. Wie bereits anfangs angedeutet, reicht auch hier eine simple Motorölanalyse, um erhöhte mechanische und thermische Belastungen im Motor aufzuzeigen.
Wer ein chipgetuntes Kraftfahrzeug veräußern will und vor dem Verkauf das Chiptuning wieder zurücknimmt (Programmierung der Motorelektronik auf die Standardeinstellung) und diesen Sachverhalt beim neuen Käufer verschweigt, der macht sich strafbar. Das ist kein Kavaliersdelikt.
Am Ende des Referats konnte festgestellt werden, dass jeder Motorschaden diagnostizierbar ist, normale Verschleißschäden lassen sich fast immer von eigenen Fahrfehlern oder Schäden abgrenzen, für deren Haftung andere eintreten müssen.
Wir hoffen, dass auch in Zukunft ähnliche Fortbildungsveranstaltungen den Schulalltag bereichern werden.
(V. Thies)